Nicht jeder Zauberkünstler hat die Zeit, lange für komplizierte Zaubertricks mit hohem Schwierigkeitsgrad zu üben. Meist ist das auch gar nicht nötig, denn die Wahl der passenden Tricks hängt grundsätzlich davon ab, zu welchen Gelegenheiten die Effekte gezeigt werden und genau hierbei sind die Anforderungen eines jeden Zauberkünstlers unterschiedlich. Wenn man als professioneller Zauberkünstler eine gut konzeptionierte Show für z.T. hohe Gagen anbietet, ist die Erwartungshaltung des Zuschauers natürlich entsprechend hoch. Mit einfachen Kartentricks wie „ziehen Sie eine Karte… es ist die Herz 3!“ kann man der hohen Erwartungshaltung i.d.R. nicht gerecht werden. Hier müssen schon mehrere Faktoren stimmen, zum Beispiel sollte der Vortrag sowie die Auswahl der Effekte zur jeweiligen Situation passen (Hochzeit, Geburtstag, Magic Dinner oder Gala Abend). Ebenfalls ist es wichtig, dass die gezeigten Zaubertricks eine gewisse Zeit auf kurzweilige, unterhaltsame und möglichst spannende Weise füllen. 30-Sekunden-Effekte sind für gewöhnlich ungeeignet, wenn man damit z.B. ein einstündiges Programm füllen muss. Hingegen ist es unter Freunden im kleinen Kreise zum Beispiel im Restaurant oder in Café nicht sinnvoll, aufwändige und langwierige Effekte zu zeigen. Meist ist es viel unterhaltsamer, den Überraschungs-Effekt zu nutzen und die Zuschauer mit einem völlig unerwarteten oder schnellen Zaubertrick zu überraschen. Zaubertricks die keine Fingerfertigkeit erfordern und nahezu automatisch funktionieren, nennt man „Selbstgänger“. Keinesfalls sollte man hierbei „Selbstgänger-Kunststücke“ mit „Anfängertricks“ verwechseln, der Unterschied ist klein aber fein: Anfängertricks sind Effekte die dazu geeignet sind, die Zauberkunst zu erlernen. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei natürlich entsprechend niedrig, allerdings ist i.d.R. bei vielen Anfängerkunststücken irgendein Griff oder eine Technik vorhanden, die man im Laufe der Umsetzung des Effektes erlernt. Ein Anfängertrick muss also nicht immer einfach sein oder von selbst funktionieren. Selbstgänger-Zaubertricks hingegen sind Effekte bei welchen man kaum etwas können oder üben muss. Wenn man diese Effekte vorführt, kann man sich voll und ganz auf die Präsentation und den Vortrag konzentrieren. Klassische Selbstgängertricks sind zum Beispiel: Geldscheinkarten – bei diesem Zaubertrick erscheint ein echter Geldschein zwischen zwei zuvor vollständig gezeigten Spielkarten. Der besondere Clou ist, dass der erschienene Geldschein sofort zum Bezahlen verwendet werden kann. Locked Deck – das ist ein Kartentrick bei dem eine vom Zuschauer gewählte Karte aus dem Kartenspiel verschwindet und in der Tasche des Zauberkünstlers wieder erscheint. Die Besonderheit ist, dass die Karten die ganze Zeit über mit einem Schloss gesichert sind und vom Zuschauer gehalten werden, trotzdem wandert die Karte mühelos. Fantastic Box – dieses kleine Kästchen kennen viele schon aus der Kindheit. Es handelt sich dabei um ein Miniatur-Schubladenkästchen mit dem Gegenstände herbei- oder weggezaubert werden können, auch Verwandlungen sind möglich. Nothing Box – bei diesem Zaubertrick ist die Handlung für den Zuschauer besonders gut nachvollziehbar. Es geht dabei um eine kleine Metalldose die beim Schütteln laut klappert. Sobald der Deckel abgenommen wird ist jedoch nichts mehr zu sehen; was beim Schütteln eben noch klapperte ist ein unterhaltsames Rätsel für die Zuschauer. Oft sind Selbstgänger-Zaubertricks auch mehr als nur „unterhaltsame Effekte“, denn viele professionelle Zauberkünstler haben den Einstieg in die Zauberei eben über diese Effekte geschafft, nachdem der schnelle Erfolg motivierte und zu „mehr“...