Theorie-Workshop: Ambitious Card Routine

am Jan 17, 2017 in Tipps & Tricks, Wissenswertes

Die „Ambitious Card“ oder im Deutschen „Ehrgeizige Karte“ ist ein absoluter Klassiker der Kartenkunst und wird auch von den bekanntesten Profis seit Jahrzehnten mit großem Erfolg vorgeführt. Doch was macht die Routine zu einem derartig starken Zauberkunststück und welche Fehler sollte man vermeiden? Das beleuchten wir in diesem kurzen Theorie-Workshop.   Die richtige Präsentation der Ambitious Card   Auch bei der Ambitious Card gilt: Die Präsentation ist wichtiger als die Tricktechnik. Nimmt man bei diesem Zaubertrick die Präsentation weg, bleibt eine Spielkarte, die immer wieder nach oben wandert – ganz nett, aber nach dem zweiten Mal auch nicht mehr besonders. Deswegen sollte Sie sich eine tolle Präsentation ausdenken, die zu Ihrer Routine und zu Ihrem Charakter passt. Dabei ist es völlig egal, ob sie eine lustige Präsentation (z.B. die klassische ehrgeizige Karte, die auf Knopfdruck nach oben springt), oder eine ernstere Präsentation wählen (gesellschaftlicher Aufstieg demonstriert mit Spielkarten). Hauptsache sie passt zu Ihnen als Künstler und Sie fühlen sich damit wohl.   Struktur der Routine: „In der Kürze liegt die Würze“   Es gibt hunderte Griffe für die Ehrgeizige Karte. Deswegen neigen gerade Einsteiger gerne dazu, sämtliche Techniken aus dem eigenen Repertoire in ihre Routine einzubauen. Das Resultat ist nicht selten ein Kunststück mit etlichen Phasen, die mehrere Minuten dauert, jedoch keine sinnvolle Struktur enthält. Für den Zauberkünstler mag das befriedigend sein, ein Zuschauer empfindet dies aber schnell als langweilig und zäh. Deswegen ist es ratsam, die 4-5 besten und stärksten Phasen seines Repertoires auszuwählen und diese zu einer kurzen und unterhaltsamen Routine zu verschmelzen. Die Reihenfolge der gewählten Griffe ist hierbei entscheidend. Die verschiedenen Phasen sollten so angeordnet werden, dass sich das Kunststück von der Wirkung des Effekts stetig steigert. Am Anfang muss da etwas rumprobiert werden: Ordnen Sie Ihre Phasen so an, dass die Ihrer Meinung nach stärksten Effekte am Ende stattfinden. Dann testen Sie die Zuschauerreaktionen auf die einzelnen Effekte und bauen Ihre Routine gegebenenfalls um.     Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Struktur ist die Verschmelzung der verwendeten Techniken. Es ist aus tricktechnischer Sicht sehr wichtig, dass die einzelnen Phasen nahtlos ineinander übergehen können. Ein Beispiel: Wenn Sie in der dritten Phase einen Double Lift als Technik verwenden müssen, ist es ratsam in Phase 2 einen Griff zu verwenden, der Ihnen diese Ausgansposition für Phase 3 verschafft – zum Beispiel den Tilt-Move. Wenn Sie Ihre Techniken und Griffe nicht sinnvoll kombinieren, müssen Sie während der Routine ständig heimlich die nächste Phase vorbereiten. Das macht das Publikum skeptisch und lenkt von der Präsentation ab.   Das Finale der Ambitious Card Routine   Das Wichtigste eines jeden Kunststücks ist natürlich das Finale. Suchen Sie sich hierbei den stärksten Effekt aus Ihrem Pool als Finale aus. Die finale Phase sollte die Routine gut abrunden und dem Zuschauer klar signalisieren, dass das Kunststück zum Ende gekommen ist. Sie sollte dem Publikum außerdem am stärksten im Gedächtnis bleiben und der Anhaltspunkt für später erzählte Geschichten sein. Daryl beispielsweise wickelt das Kartenspiel zum Finale mit einem dicken Seil ein, was den Effekt absolut unmöglich macht – darüber wird auch lange nach der Show noch gesprochen.   Beliebte Fehler   Falschmischen: Vermeiden Sie den Fehler, das Spiel während der Routine zu mischen. Es ist verlockend, die Zuschauerkarte durch cleveres Falschmischen oben zu halten. Doch das zerstört den Kern des eigentlichen Kunststücks: Das magische Erscheinen der Karte oben auf dem Spiel. Wenn Sie das Spiel zwischendurch mischen oder abheben, bekommt der Zuschauer den Eindruck, dass die Karte durch Geschick nach oben gelangt. Wenn die Karte jedoch ohne jegliche sichtbare Manipulation des Spiels nach oben kommt, ist das wesentlich näher an echter Zauberei. Verwendung nicht-signierter Karten: Viele Anfänger scheuen sich davor, die Zuschauerkarte unterschreiben zu lassen, da hierdurch die Karte zerstört und das Spiel dünner und dünner wird. Oft werden deswegen Sticker verwendet, um die Karte ohne Schäden zu markieren. Machen Sie diesen Fehler bitte nicht. Dass der Zuschauer seine Karte signiert, ist aus mehreren Gründen essentiell für die Routine. Durch die Unterschrift ist für den Zuschauer zu 100% klar, dass seine Karte nach oben gekommen ist und kein Duplikat. Dadurch entsteht ein magischer Effekt und kein Puzzle, das erst mit der Untersuchung des Kartenspiels im Nachhinein zum Erfolg wird. Außerdem ist diese Spielkarte eine Investition für die Zukunft: Die Unterschrift macht die Karte zu einem persönlichen Gegenstand für den Zuschauer. Die Chancen steigen also, dass der Zuschauer die Spielkarte behält und aufhebt. Das steigert die Wahrscheinlichkeit, dass die Zuschauer von Ihnen erzählen und so Ihren Bekanntheitsgrad und Ihre Chancen auf zukünftige Buchungen zu erhöhen.   Quellen für gutes Lehrmaterial   So, das war es soweit zu den wichtigsten Aspekten der Ambitous Card. Doch das war nur die Theorie, die jetzt in die Praxis umgesetzt werden muss. Dabei ist es wichtig, nur von absoluten Profis zu lernen und nicht etwa von Amateuren auf YouTube oder ähnlichen Plattformen. Nur von Profis lernt man die Techniken richtig und kann so ein tolles Kunststück auf die Beine stellen. Ein tolles Nachschlagewerk zum Plot ist zum Beispiel „Crash Course 2“ von Brad Christian und Ellusionist. Viel Spaß beim kreativen...

Theorie-Workshop: Charakterfindung für Zauberkünstler

am Jul 13, 2015 in Allgemein, Tipps & Tricks

Jeder Zauberkünstler macht sich Gedanken über sein Material, seine Requisiten und seine jeweiligen Skripte bzw. Präsentationen. Doch die allerwenigsten machen sich tatsächlich aktiv Gedanken darüber, wer sie auf der Bühne überhaupt sind. Zu wissen, welcher Charakter man in der Zauberkunst ist, spielt eine extrem große Rolle und wirkt sich nachhaltig auf das eigene Programm aus. Was ist wichtig bei der eigenen Charakterfindung? Wir haben ein paar Punkte zusammengetragen.   Die eigene Persönlichkeit   Wer bin ich im „echten Leben“? Bin ich ein seriöser Banker oder der Klassenclown? Bin ich offen gegenüber anderen? Bin ich etwas langsamer oder extrem aufgeweckt? All das gehört zum eigenen Charakter. Sie sollten Ihre Persönlichkeit in der Zauberkunst immer Ihren wahren Charakterzügen anpassen. Das steigert die Authentizität Ihrer Person und so auch die Sympathie beim Publikum. Und wenn Sie dem Publikum sympathisch sind, steht einer erfolgreichen Performance nichts mehr im weg.   Rollenspiel?   Wenn man sich ausführlich mit seinen Charaktereigenschaften beschäftigt hat, sollte man sich überlegen, welchen Charakter man letztendlich in der Zauberkunst einnehmen möchte. Da gibt es im Grunde zwei verschiedene Möglichkeiten: Das Schlüpfen in eine Rolle:Hier erfinden Sie Ihren Charakter neu und erschaffen eine eigene Kunstfigur, die bei Vorführungen in Erscheinung tritt. Ein Beispiel ist der liebenswerte Drache „Piff, the Magic Dragon“, gespielt von John Van der Put. Das ist ein absolutes Musterbeispiel: Hier ist das Skript, das Kostüm und die benutzten Requisiten komplett an den eigenen Charakter angepasst. Wer vom humorvollen Drachen noch nichts gehört hat, sollte sich dringend ein paar seiner Vorführungen ansehen – eine Lehrstunde in Sachen Charakterfindung. (https://www.youtube.com/watch?v=HybdQUCepFw   …bei dem dort gezeigten Kartentrick handelt es sich übrigens um „VDP“ von John van der Put… erhältlich bei SteMaRo-Magic.de) Doch auch hier gilt: Der erfundene Charakter sollte mit den Eigenschaften Ihres echten Charakters einhergehen. Sonst wirkt er aufgesetzt und das nimmt einem oftmals die Glaubwürdigkeit beim Publikum. „Ich bin einfach nur ich“:Das ist natürlich auch eine Option und erleichtert es Ihnen ungemein, während einer Vorführung auch authentisch zu sein. Hierbei ist es immer wichtig, sich bei jedem Schritt zu fragen: Würde ich das im „echten Leben“ auch so machen? Würde ich diese Kleidung wirklich tragen? Passen diese Requisiten zu meinem „echten Ich“? Diese Wahl dieses Charakters ist wohl für die meisten Anfänger die beste Wahl, da man sich nicht verstellen muss und sich mehr auf die eigentliche Zauberei fokussieren kann.   Die Auswahl geeigneten Materials:   Im Kern dreht sich bei einer Zaubershow natürlich im Wesentlichen trotzdem alles um die Zauberei. Doch welche Zaubertricks passen ins Programm und zum eigenen Charakter? Das lässt sich meistens sehr schnell erfühlen. Ein ernster Mentalist sollte in seinem Programm natürlich keine Ballontiere basteln. Genauso wenig sollte ein als Pirat verkleideter Kinderzauberer die Gedanken seines Publikums lesen. Selbstverständlich sind das Extrembeispiele und es ist nicht immer ganz so offensichtlich. Deswegen ist es durchaus nicht falsch, im Zweifel eine Routine einfach ins Programm zu stecken und auszuprobieren. Hier werden Sie ziemlich schnell merken, ob der Effekt zu Ihrem Charakter passt.   Kleidung und Requisiten   Die Auswahl des Outfits und der verwendeten Requisiten ist ebenfalls sehr wichtig, denn sie trägt ungeheuer zur Präsentation des eigenen Charakters bei. Im Beispiel „Piff“ weiß man von der ersten Sekunde, mit wem man es hier zu tun hat – und das ohne ein gesprochenes Wort des Zauberkünstlers. Die Auswahl trägt allgemein auch zur Atmosphäre bei und sollte deshalb auf keinen Fall unterschätzt werden. Gerade bei den Requisiten wird oft nicht so viel Wert auf das Äußere gelegt, Hauptsache sie funktionieren. Doch das Publikum merkt unterbewusst genau, wenn etwas nicht zusammenpasst. Das senkt nicht nur Ihre Authentizität auf der Bühne, sondern schöpft auch Verdacht, dass das Geheimnis nur in den Requisiten liegt.   Abschließende Bemerkungen   Beim eigenen Charakter gibt es natürlich kein Richtig oder Falsch. Jeder sollte den Charakter einnehmen, in dem er sich besonders wohl fühlt und mit dem er die beste Performance abliefern kann. Den passenden Charakter hat man natürlich auch nicht von heute auf morgen gefunden, das ist ein langjähriger Prozess über hunderte Vorführungen hinweg. Auch hier gilt wieder das Prinzip „Trial and Error“. Also viel Spaß und Erfolg beim...